Das Entstehen unserer Permakultur

Wir berichten hier von unseren Fortschritten, eine brandenburgische Steppenlandschaft in einen Waldgarten zu verwandeln, der ganzjährig Blüten, Früchte und Grün zur Verfügung stellt.

2024 wird klimatisch herausfordernd. Ein (endlich mal wieder) sehr feuchter Winter hat die Feuchtigkeit bis auf 2m Tiefe normalisiert (und ja, fast alles im Oktober gepflanzte hat den Winter gut überstanden!). Bis auf den Mai waren auch die restlichen Monate bislang für hiesige Verhältnisse sehr regnerisch, so dass alles sprießt und gedeiht. Aber die Jahreszeiten fangen auch fast alle 3-4 Wochen früher an als sonst, was zu einigem Chaos führt: Eisheilige im April haben große Teile der Obst- und Walnussblüte erwischt, eine scheußliche Schafskälte im Juni lässt die Bohnen sehr sehr langsam keimen. Und seit Mitte Juni ist die Lindenblüte schon durch, die Bienen werden also viel Honig selber verbrauchen.

Wir versuchen erstmalig, Kartoffeln in Heu anzubauen – und damit dem Kartoffelkäfer ein Schnippchen zu schlagen. Sie wachsen auf alle Fälle sehr gut, im Herbst wird sich zeigen, wie der Ertrag im Vergleich zum Anbau in Erde ausfällt.

Letztes Jahr haben wir eine botanische Uhr angelegt, in der sich so langsam alle Stauden etablieren. Im Idealfall kann man anhand der sich öffnenden und schließenden Blüten die (ungefähre) Uhrzeit ablesen. Manche Pflanze wie die Ackerringelblume hält sich natürlich nicht an die vorgegebenen Felder und samt einfach überall hin aus, heißt viele Pflänzchen kommen als Begleiter ins Gemüsebeet. Manche einjährige ziehen wir im Gewächshaus ziehen vor und behalten gleich ein Exemplar dort – woraufhin auch dort Samen im Frühjahr nachgewachsen sind. Bald brauchen wir kein Saatgut mehr 😉

Wir veranstalten dieses Jahr 4 Märkte – zu Ostern, die bereits etablierten Sommer- und Erntefeste sowie natürlich nochmal den Weihnachtsmarkt. Dafür wird unsere Scheune immer weiter ausgebaut – irgendwie gehen uns nie die Projekte aus. Im Hofladen sind es mittlerweile mehr als 80 Erzeuger – alle aus einem 100 km Umkreis, inkl. dem westlichen Polen. Und uns gehen die Ideen für eigene Produkte wie Kaffeeersatz, Porridge oder Pesto, einfach nicht aus.

Ende des Jahres wollen wir erstmalig Ahornsirup erzeugen, ganz klassisch wie in den kleinen Waldhütten in Kanada. Das haben wir schon länger vor, der unglaubliche Aufwand (48 Stunden lang im Freien köcheln, um aus 1-2% Zuckergehalt Sirup zu gewinnen) ist jedes Jahr Ausrede, es zu verschieben. Mal sehen, ob es dieses Jahr klappt!

2023 führt unser Hofladen bereits ein kleines Vollsortiment – über 60 Erzeuger mit mehr als 250 Produkten! Manche beliefern uns direkt, wenn sie ohnehin auf dem Weg nach Fürstenwalde oder Berlin vorbeikommen, andere schicken die Ware per Post – und einiges holen wir auf präzise geplanten Routen ab. Auch unser eigenes Sortiment ist gewachsen, da wir z.B. von unseren Bienen (fast) alles verwerten: neben Honig (und natürlich auch Wabenhonig) gibt es daher auch Kerzen und Bienenwachstücher (als Ersatz für Frischhaltefolie). Wir haben mehrere Essigsorten produziert, eine ganze Teekollektion für die vier Jahreszeiten und ein breites Sortiment an Fruchtaufstrichen wo Wildobst mit Gewürzen, Kräutern und Klassikern wie Pflaume, Apfel, Pfirsich usw. kombiniert werden.

Im Garten ist ein Bauernbeet vor dem Gewächshaus dazu gekommen, wobei die Beetumrandungen gleich so kräftig gewachsen sind, dass manche Staude kaum noch Platz hatte. Irgendwie mutiert bei uns alles!

Unsere Hühnerschar hat Wachteln als Nachbarn bekommen – natürlich auch hier mit Blaulegern dabei, wer will schon einfarbige Eier wenn es auch bunt geht. Jedes Jahr schlüpfen außerdem Küken, die von den Glucken liebevoll groß gezogen werden und sich dann in die Herde integrieren. Wenn junge Hähne dabei sind, müssen sie uns nach ca. 5 Monaten verlassen. Unser Nachbar ist Metzgermeister, gemeinsam sorgen wir für ein würdiges Ende. Fleisch zu essen von Tieren, die man selber hat aufwachsen sehen, ist eine sehr erdende Erfahrung, man tut das mit sehr viel Achtsamkeit und Wertschätzung.

Neue Gemüsesorten kommen ständig ins Beet – irgendwie sind die Saatgutkataloge von Dreschflegel, VERN & Co. einfach zu verführerisch! Es gibt einfach so tolle alte Sorten, die unbedingt ausprobiert werden müssen. Da wir auf dem Beet eine 18-jährige Pflanzfolge einhalten, gleichzeitig aber auch zulassen, dass manches aussamt (z.B. Salate, Melde oder Mangold), wird im Frühling immer einiges umgesetzt und trotzdem wächst an unmöglichen Ecken ungeplantes Gemüse. Aber dort fühlt es sich halt auch wohl und wird oft ungewöhnlich riesig.

Der Wintereinbruch kam ungewöhnlich früh und war sehr, sehr eisig. Mitte November waren es zweistellige Minusgrade, das hat leider viele Pflanzen im wahrsten Sinne des Worte kalt erwischt. Wir hoffen, die im Oktober gesetzten Sträucher und Bäume konnten rechtzeitig einwurzeln – wird sich im Frühjahr zeigen. Dafür hatten wir Ende November Schnee. Für unseren ersten Weihnachtsmarkt hat das eine ganz verwunschene Stimmung gezaubert, es war wirklich toll!

2022 geht es trotz eisiger Temperaturen ganz fleißig weiter. Diverse alte Bäume wollen verjüngt und ausgelichtet werden, damit sie wieder mehr Äpfel, Zwetschgen und Kirschen tragen. Unsere Beete erhalten weitere Kompostgaben und werden dieses Jahr noch viel dicker gemulcht. Die Jungpflanzenanzucht im Gewächshaus hat dank Wachstumslampe gut geklappt, und wir haben die Wildobsthecke erneuert, von der nur wenige Pflanzen die letzten trockenen Sommer überstanden haben.

Als zentrales Projekt stand der Ausbau und die Eröffnung unseres Hofladens im Laufe des Frühjahrs an, wobei wir auch Produkte von anderen Erzeugern aus der Region anbieten wollen. Zu vielen haben wir schon Kontakte geknüpft, es ist wirklich beeindruckend, was für tolle und extrem leckere Sachen es hier gibt!

Wir sind unter die Imker gegangen und haben direkt noch Honig ernten dürfen – dafür musste neben den Hofladen noch schnell ein Honigraum gebaut werden. Wie kleine Projekte doch ausarten… Wir haben zudem eine Reptilienburg angelegt und hoffen, dass viele Bewohner einziehen!

Wir haben ein Sommer– und ein Erntefest veranstaltet, beide waren super besucht und die Führungen haben riesigen Spaß gemacht. Wir hatten auch Glück mit dem Wetter, perfekte Temperaturen mit Sonnenschein. Definitiv wiederholenswert!

Das vierte Jahr Dürre in Folge hat uns gelehrt, dass Fische im Weiher keine Option sind, falls wir nicht Folie einziehen: der Teich war Ende des Sommers nur noch feuchter Schlamm, die Reiher hatten ein gemachtes Buffet. Dann würden aber viele Bäume leiden, die den Weiher säumen. Müssen wir in Ruhe überdenken.

Waldmeister, Veilchen und Walderdbeeren gesellen sich seit Herbst „im Wald“ zur Knoblauchsrauke und dem omnipräsenten Giersch, Bärlauch kam im Winter (ja, den setzt man sehr spät…) noch dazu. So manches Bäumchen hat noch einen Platz gefunden, wobei es langsam eng wird auf der „Wiese“. Aber wir finden ständig tolle Sorten, die wir unbedingt ausprobieren wollen 😉

2021 sind wir große Schritte weitergekommen, v.a. in der Gartengestaltung. Die Hühner haben eine Streuobstwiese als Auslauf bekommen und genießen das in vollen Zügen. Mehrere unserer Hennen durften ihrem natürlichen Drang gemäß Küken ausbrüten – leider hat ein Marder einige davon erwischt, genauso wie alle unsere Wachteln! Seitdem ist der Geflügelauslauf elektrifiziert und es herrscht Ruhe.

Das größte Projekt war ganz klar der Bau unseres Gewächshauses aus alten Fenstern. Da wir es mit einer passiven Klimatisierung („climate battery“) versehen haben, wurde auf 6x7m ein 1,5m tiefes Loch gebaggert, jede Menge Rohre verlegt – und alles von Hand wieder zugeschaufelt… Wer braucht schon ein Fitnessstudio? Es folgten Fundament und Aufbau, die Fenster wurden bereits in den kalten Wintermonaten geschliffen und gestrichen. Danach konnten endlich Bananen, Maracuja und Zitrusbäume einziehen. Den frühen Winter mit Frost und Schnee schon Ende November haben die meisten bislang überstanden. Sobald die Sonne scheint, herrschen selbst bei Minusgraden 15-20°C dort drin!

Gut 50 Baby-Karpfen sind in unseren Teich eingezogen und müssen jetzt 4 Jahre lang gemästet werden – besser gesagt, sie futtern erstmal alles, was sich an Biotop so angesammelt hat. Essbare Wasserpflanzen wie Rohrkolben, Pfeilkraut, Lakritz-Kalmus und Chamäleonpflanze leisten ihnen Gesellschaft. Derweil hat unser Gemüsebeet einen 18-Felder-Wirtschaftsplan verpasst bekommen und eine große Portion Kompost soll die Erde nach und nach aufbessern. Hügelbeete, ein Keyhole-Hochbeet sowie zwei Paradies-Tunnel (umgeben von reifenden Kiwi und Trauben) wurden gebaut. Außerdem testen wir gerade Rezepte für Ahornblütensirup und Gierschpesto, während wir die Sommerküche fliesen und den Hofladenausbau planen…

Ab Herbst durften wir erste Ergebnisse unserer Mühen ernten und verarbeiten. Kistenweise Pflaumen wurden zu Produkten für unsere Übernachtungsgäste wie auch unseren zukünftigen Hofladen verarbeitet. Das Gemüsebeet konnte uns ab Sommer fast vollständig versorgen und die Winterlagerung von Zucchini, Kürbis, Kartoffel, Topinambur und Möhre im alten Keller bei stabilen 5-9°C hat extrem gut funktioniert. Seitlinge haben einige alte Baumstümpfe besiedelt und uns im Herbst zusammen mit Parasolpilzen mit leckeren Proteinen versorgt. Rote Bete, Mangold, diverse Kohlsorten und sogar Hornveilchen sind auf den Beeten stehen geblieben und sorgen neben diversen Kräutern für so viel Abwechslung, dass wir nur ganz selten noch für Gurken oder Paprika in die Gemüseabteilung vom Supermarkt gehen.

Der Winter 2019/2020 war deutlich feuchter; auch wenn dem Teich nach wie vor ein Meter Wasser fehlt, hat sich doch viel Natur erholt. Nach einem sehr trockenen April hat der Mai wieder etwas Regen gespendet. So trieben auf der halben Wiese schon im Februar zahlreiche Frühblüher, die sich letztes Jahr gar nicht gezeigt hatten – sehr schön (wenn auch größtenteils giftig)! Im Mai stand der Flieder in voller Blüte, und zum Juni zeigen sich die Rosen in voller Pracht.

Eigentlich sollten im Frühjahr 2020 mehrere Freiwillige zu uns auf den Hof ziehen, die Corona-Pandemie hat dem zunächst einen Riegel vorgeschoben. Daher ging es sowohl gärtnerisch als auch beim Dokumentieren etwas langsamer voran als eigentlich geplant. Aber das war ohnehin das Erste, was wir auf diesem Hof gelernt haben: Zeitpläne sind seeeehr relativ, Hauptsache es geht voran.

Im Frühjahr haben wir trotzdem das erste Dutzend Bäume gepflanzt, das die Basis unseres essbaren Waldes wird, und das gesamte Grundstück mit heimischen Sträuchern gesäumt (von der Berberitze über Sanddorn und Schlehe bis zum Holunder). Außerdem haben wir eine kleine Hütte zum Stall umgebaut, damit eine süße Schar Hühner einziehen konnte (natürlich Buntleger und seltene Rassen!). Zudem haben wir den Naturteich am Ende der Wiese noch tiefer graben lassen, um später Fische zu züchten, und 250 m² Gemüsebeet angelegt. Zum Herbst haben wir weitere 40 Obstbäume und nochmal gut 50 Sträucher eingesetzt, langsam nimmt der essbare Wald Form an!

2019: Jahr zwei haben wir dem Kampf gegen den Knöterich (und Teile des wilden Weins) gewidmet. Leider hatten sich sowohl Schlangenknöterich als auch japanischer Knöterich recht lange auf dem Gelände austoben können. Während wir den japanischen Knöterich auch als Rhabarber-Ersatz testen und ihn ansonsten mit unkaputtbarem Vlies abdecken, gilt beim Schlangenknöterich nur: konsequent entfernen, soweit möglich auch die metertiefen Wurzelmonster, auf alle Fälle aber immer das Grün. Wenn die Pflanze keine Photosynthese mehr vornehmen kann, geht sie nach ein paar Jahren auch ein, haben wir gelesen… Leider eine echte Sisyphus-Arbeit, aber die befreiten Bäume freuen sich!

Dem trockenen Sommer 2018 folgte ein genauso trockener Winter, die späten Fröste im Mai haben ihr Übriges getan: keine Äpfel, kaum Pflaumen, viele Kräuter haben kaum ausgetrieben. Wir wollen daher als Nächstes ein Bewässerungssystem installieren, damit der Regen besser gespeichert und verteilt wird.

Im ersten Sommer 2018 haben wir erstmal die fast mannshohe Wiese gemäht und die alten Obstbäume freigelegt. Die Masse der gut 100kg Äpfel haben wir zu Saft mosten lassen, und die Zwetschgen haben wochenlang Blechkuchen geliefert. Außerdem haben wir vier riesige Bäume gefällt, die nicht mehr gesund waren oder das Gebäude gefährdet haben.

Aus „essbarer“ Sicht sind wir schon zu Beginn reich beschenkt: Linde(nblüten), jede Menge (Un-)Kräuter wie Dost, Löwenzahn, Sauerampfer, Giersch, Gundermann, Knoblauchsrauke, Taubnessel, Postelein, Rosen, Taglilien, Schafgarbe oder Spitzwegerich, dazu wachsen Traubenkirsche, Holunder, Quitten, Blutpflaume uva. an unterschiedlichsten Stellen. Paradiesisch!