Das Entstehen unserer Permakultur

Wir berichten hier von unseren Fortschritten, eine brandenburgische Steppenlandschaft in einen Waldgarten zu verwandeln, der ganzjährig Blüten, Früchte und Grün zur Verfügung stellt.

2022 geht es trotz eisiger Temperaturen ganz fleissig weiter. Diverse alte Bäume wollen verjüngt und ausgelichtet werden, damit sie wieder mehr Äpfel, Zwetschgen und Kirschen tragen. Unsere Beete erhalten weitere Kompostgaben und werden dieses Jahr noch viel dicker gemulcht. Wir wollen versuchen, Kartoffeln in Heu anzubauen – und damit dem Kartoffelkäfer ein Schnippchen schlagen. Die Jungpflanzenanzucht im Gewächshaus sollte dank Wachstumslampe gut klappen, und wir erneuern die Wildobsthecke, von der nur wenige Pflanzen die letzten trockenen Sommer überstanden haben.

Als zentrales Projekt steht der Ausbau und die Eröffnung unseres Hofladens im Laufe des Frühjahrs an, wobei wir auch Produkte von anderen Erzeugern aus der Region anbieten werden. Zu vielen haben wir schon Kontakte geknüpft, es ist wirklich beeindruckend, was für tolle und extrem leckere Sachen es hier gibt!

Ende des Jahres wollen wir erstmalig Ahornsirup erzeugen, ganz klassisch wie in den kleinen Waldhütten in Kanada. Waldmeister und Walderdbeeren werden sich „im Wald“ zur Knoblauchsrauke und dem omnipräsenten Giersch gesellen, im Herbst kommen u.a. noch Veilchen und im Winter Bärlauch (ja, den setzt man sehr spät…) dazu. So manches Bäumchen soll noch einen Platz finden, wobei es langsam eng wird auf der „Wiese“. Aber wir finden ständig tolle Sorten, die wir unbedingt ausprobieren wollen 😉

2021 sind wir große Schritte weitergekommen, v.a. in der Gartengestaltung. Die Hühner haben eine Streuobstwiese als Auslauf bekommen und genießen das in vollen Zügen. Mehrere unserer Hennen durften ihrem natürlichen Drang gemäß Küken ausbrüten – leider hat ein Marder einige davon erwischt, genauso wie alle unsere Wachteln! Seitdem ist der Geflügelauslauf elektrifiziert und es herrscht Ruhe.

Das größte Projekt war ganz klar der Bau unseres Gewächshauses aus alten Fenstern. Da wir es mit einer passiven Klimatisierung („climate battery“) versehen haben, wurde auf 6x7m ein 1,5m tiefes Loch gebaggert, jede Menge Rohre verlegt – und alles von Hand wieder zugeschaufelt… Wer braucht schon ein Fitnessstudio? Es folgten Fundament und Aufbau, die Fenster wurden bereits in den kalten Wintermonaten geschliffen und gestrichen. Danach konnten endlich Bananen, Maracuja und Zitrusbäume einziehen. Den frühen Winter mit Frost und Schnee schon Ende November haben die meisten bislang überstanden. Sobald die Sonne scheint, herrschen selbst bei Minusgraden 15-20°C dort drin!

Gut 50 Baby-Karpfen sind in unseren Teich eingezogen und müssen jetzt 4 Jahre lang gemästet werden – besser gesagt, sie futtern erstmal alles, was sich an Biotop so angesammelt hat. Essbare Wasserpflanzen wie Rohrkolben, Pfeilkraut, Lakritz-Kalmus und Chamäleonpflanze leisten ihnen Gesellschaft. Derweil hat unser Gemüsebeet einen 18-Felder-Wirtschaftsplan verpasst bekommen und eine große Portion Kompost soll die Erde nach und nach aufbessern. Hügelbeete, ein Keyhole-Hochbeet sowie zwei Paradies-Tunnel (umgeben von reifenden Kiwi und Trauben) wurden gebaut. Außerdem testen wir gerade Rezepte für Ahornblütensirup und Gierschpesto, während wir die Sommerküche fliesen und den Hofladenausbau planen…

Ab Herbst durften wir erste Ergebnisse unserer Mühen ernten und verarbeiten. Kistenweise Pflaumen wurden zu Produkten für unsere Übernachtungsgäste wie auch unseren zukünftigen Hofladen verarbeitet. Das Gemüsebeet konnte uns ab Sommer fast vollständig versorgen und die Winterlagerung von Zucchini, Kürbis, Kartoffel, Topinambur und Möhre im alten Keller bei stabilen 5-9°C hat extrem gut funktioniert. Seitlinge haben einige alte Baumstümpfe besiedelt und uns im Herbst zusammen mit Parasolpilzen mit leckeren Proteinen versorgt. Rote Bete, Mangold, diverse Kohlsorten und sogar Hornveilchen sind auf den Beeten stehen geblieben und sorgen neben diversen Kräutern für so viel Abwechslung, dass wir nur ganz selten noch für Gurken oder Paprika in die Gemüseabteilung vom Supermarkt gehen.

Der Winter 2019/2020 war deutlich feuchter; auch wenn dem Teich nach wie vor ein Meter Wasser fehlt, hat sich doch viel Natur erholt. Nach einem sehr trockenen April hat der Mai wieder etwas Regen gespendet. So trieben auf der halben Wiese schon im Februar zahlreiche Frühblüher, die sich letztes Jahr gar nicht gezeigt hatten – sehr schön (wenn auch größtenteils giftig)! Im Mai stand der Flieder in voller Blüte, und zum Juni zeigen sich die Rosen in voller Pracht.

Eigentlich sollten im Frühjahr 2020 mehrere Freiwillige zu uns auf den Hof ziehen, die Corona-Pandemie hat dem zunächst einen Riegel vorgeschoben. Daher ging es sowohl gärtnerisch als auch beim Dokumentieren etwas langsamer voran als eigentlich geplant. Aber das war ohnehin das Erste, was wir auf diesem Hof gelernt haben: Zeitpläne sind seeeehr relativ, Hauptsache es geht voran.

Im Frühjahr haben wir trotzdem das erste Dutzend Bäume gepflanzt, das die Basis unseres essbaren Waldes wird, und das gesamte Grundstück mit heimischen Sträuchern gesäumt (von der Berberitze über Sanddorn und Schlehe bis zum Holunder). Außerdem haben wir eine kleine Hütte zum Stall umgebaut, damit eine süße Schar Hühner einziehen konnte (natürlich Buntleger und seltene Rassen!). Zudem haben wir den Naturteich am Ende der Wiese noch tiefer graben lassen, um später Fische zu züchten, und 250 m² Gemüsebeet angelegt. Zum Herbst haben wir weitere 40 Obstbäume und nochmal gut 50 Sträucher eingesetzt, langsam nimmt der essbare Wald Form an!

2019: Jahr zwei haben wir dem Kampf gegen den Knöterich (und Teile des wilden Weins) gewidmet. Leider hatten sich sowohl Schlangenknöterich als auch japanischer Knöterich recht lange auf dem Gelände austoben können. Während wir den japanischen Knöterich auch als Rhabarber-Ersatz testen und ihn ansonsten mit unkaputtbarem Vlies abdecken, gilt beim Schlangenknöterich nur: konsequent entfernen, soweit möglich auch die metertiefen Wurzelmonster, auf alle Fälle aber immer das Grün. Wenn die Pflanze keine Photosynthese mehr vornehmen kann, geht sie nach ein paar Jahren auch ein, haben wir gelesen… Leider eine echte Sisyphus-Arbeit, aber die befreiten Bäume freuen sich!

Dem trockenen Sommer 2018 folgte ein genauso trockener Winter, die späten Fröste im Mai haben ihr Übriges getan: keine Äpfel, kaum Pflaumen, viele Kräuter haben kaum ausgetrieben. Wir wollen daher als Nächstes ein Bewässerungssystem installieren, damit der Regen besser gespeichert und verteilt wird.

Im ersten Sommer 2018 haben wir erstmal die fast mannshohe Wiese gemäht und die alten Obstbäume freigelegt. Die Masse der gut 100kg Äpfel haben wir zu Saft mosten lassen, und die Zwetschgen haben wochenlang Blechkuchen geliefert. Außerdem haben wir vier riesige Bäume gefällt, die nicht mehr gesund waren oder das Gebäude gefährdet haben.

Aus „essbarer“ Sicht sind wir schon zu Beginn reich beschenkt: Linde(nblüten), jede Menge (Un-)Kräuter wie Dost, Löwenzahn, Sauerampfer, Giersch, Gundermann, Knoblauchsrauke, Taubnessel, Postelein, Rosen, Taglilien, Schafgarbe oder Spitzwegerich, dazu wachsen Traubenkirsche, Holunder, Quitten, Blutpflaume uva. an unterschiedlichsten Stellen. Paradiesisch!